Manuel
Murguía wird am 17. Mai 1833 in dem kleinen Ort Froxel (San Tirso
de Oseiro) in der Gemeinde Arteixo bei La Coruña geboren. Er ist der
vorehelicher Sohn von Concepción Murguía Engaña und Juan Martínez
de Castro, der in La Coruña eine Apotheke betreibt.
Zwischen 1835 und 1837 etabliert sich die Familie in Santiago de
Compostela, wo der Vater weiterhin als selbstständiger Apotheker
tätig ist. Im April 1864 erlebt der fast 19-jährige Murguía eine
alle größeren Städte Galiciens erfassende Militärrevolte, die als
"Revolution von 1846" in die Galicische Geschichte eingehen soll
und die ihr tragisches Ende in den Hinrichtungen der Anführer in
Carral endet. Zusammen mit Aurelio Aguirre und Eduardo Pondal nimmt
Murguía 10 Jahre später wahrscheinlich am Banquete de Conxo zu ehren
der "Märtyrer von Carral" teil, einem politischen Festmahl das von
den führenden Politikern scharf verurteilt wird.
Schon von 1844 beginnt Murguía Vorbereitungskurse für ein universitäres
Studium zu absolvieren. Sicherlich war es der Wunsch des Vaters,
dass der Sohn Pharmazie studiert. Das kulturelle Leben in Santiago
de Compostela, an dem Murguía ein sehr viel größeres Interesse hat,
findet in diesen Jahren sein Zentrum im Liceo de la Juventud, wo
sich Studenten, Schriftsteller und Intellektuelle wie Eduardo Pondal,
Aurelio Aguirre und Rosalía de Castro treffen. Aguirre ist zu dieser
Zeit Murguías intimster Freund.
Nachdem Murguía 1850/51 im zweiten Anlauf den Vorbereitungskurs
für das universitäre Studium der Medizin und Pharmazie bestanden
hat, geht er nach Madrid um dort zunächst Pharmazie zu studieren.
In Madrid kommt er mit den liberal Denkern und literarischen Kreisen
in Kontakt. Er vernachlässigt sein Pharmaziestudium zunehmend und
wendet sich immer stärker journalistischer und schriftstellerischer
Tätigkeit zu. Er veröffentlicht unter anderem in der Zeitschrift
El Museo Universal, wo Gustavo Adolfo Bécquer Ton angebend ist.
Seit 1854 publiziert Murguía in der liberalen Madrider Abendzeitung
La Iberia. Mit seinem dort im August des darauffolgenden Jahres
veröffentlichten kurzen Fortsetzungsroman Desde el cielo gelingt
ihm ein unerwartet großer Erfolg. Diesen kleinen Roman wird er in
den folgenden Jahren noch einige Male wiederveröffentlichen. Am
1. Juni soll er auch das ihm zugeschriebene galegische Gedicht Nena
das Soidades im Album Elena Avendaños in Druck geben. Neben die
ersten literarischen Erfolge gesellt sich mit dem Tod der Mutter
ein persönlicher Schicksalsschlag.
Am 10. Oktober 1858 heiraten Manuel Murguía und Rosalía de Castro.
1859 geht die Familie kurzzeitig nach Santiago de Compostela zurück,
wo Alexandra, die erste Tochter, zur Welt kommt. Noch im selben
Jahr leitet Murguía die Veröffentlichung Castros Erstlingsroman
La hija del mar.
Das nie vollendete Projekt des Diccionario de Escritores Gallegos,
dessen erster Band 1862 erscheint, verdeutlicht seine frühen Bestrebungen,
Galicien seine eigene nationale Identität wiederzugeben. Hier geschieht
dies noch auf mehr literaturwissenschaftlichem Gebiet, so wie auch
sein mehr als herausgeberisches Eingreifen bei der Publikation Rosalía
de Castros Cantares Gallegos im Jahre 1863.
Mit der Veröffentlichung des ersten Bandes seiner im Laufe der Zeit
auf fünf Bände anwachsenden Historia de Galicia setzt er 1865 einen
Markstein sowohl für das Nationalbewußtsein als auch für die Geschichtsschreibung
einer Nation, die ihre Geschichte verloren hatte. Schon 1866 kann
der zweite Band folgen, wenn auch der vorgesehene Zeitplan nicht
eingehalten werden kann.
Während der September-Revolution von 1868 wird Murguía sogar politisch
aktiv. Er ist für kurze Zeit Sekretär der revolutionären Junta Santiago
de Compostelas. Doch schon im November zieht er sich weit vom politischen
Geschehen in seiner Heimat zurück, indem er einen Posten als Archivar
in Simancas in Kastilien annimmt. 1870 wird er dann zum Direktor
des Generalarchivs in La Coruñas ernannt und Murguía kehrt mit seiner
Familie nach Galicien zurück.
Bemerkenswert und bedeutsam in Murguías schriftstellerischem Schaffen
für die später als Rexurdimento bezeichnete literarische Bewegung
ist seine Abkehr vom eigentlichen kreativ-literarischem Schreiben
und seine Hinwendung zur nicht weniger kreativen, forschenden Geschichtsschreibung
Galiciens.
Als Rosalía de Castro 1886 stirbt, arbeitet Murguía schon an seiner
Darstellung der Vorläufer der regionalistischen Bewegung Galiciens.
Ein Jahr später kann er Los Precursores mit Unterstützung der Zeitung
La voz de Galicia in La Coruña veröffentlichen.
Auch initiiert Murguía die im 19. Jahrhundert beliebten literarischen
Wettstreite, an denen er auch aktiv teilnimmt. 1891 hält er als
Präsident der Juegos Florales de Galicia in Tuy unter anderem die
Eröffnungsrede auf galegisch.
Murguía nimmt an den Schriftstellertreffen in der Bücherei A Cova
Céltica teil, wo er die Idee zur Gründung einer Akademie der Galicischen
Sprache entwickelt. Am 25. August 1906 wird die Real Academia Gallega
gegründet, dessen erster Präsident er ist.
Manuel Murguía stirbt am 2. Februar 1923 in seinem Haus in der Straße
Santo Agostiño in La Coruña.
Galicien verliert an diesem Tag seinen Chronisten, einen Dichter
und Schriftsteller und einen unermüdlichen Promotor, der für die
kulturelle und politische Freiheit Galiciens einstand.
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